"Auf ganzer Linie"

(166 auf einen Streich)

Idee und Regeln

von Torsten Jerzembeck


Die Idee Alle 166 S-Bahn-Stationen im VRR an einem Tag anzufahren - wie kommt man auf so etwas? Nun, die Idee an sich ist nicht neu, und ab und an liest man auf den "bunten" Seiten der Tageszeitungen von Gruppen (häufig aus Studenten bestehend), die wieder einmal das Stadtverkehrsnetz von XY in neuer Rekordzeit abgefahren haben. Der Klassiker unter diesen Netzen ist natürlich die London Underground. Und genau hier spielt der Roman "Auf ganzer Linie" (im Original "Tunnel Vision") von Keith Lowe, der den letztendlichen Ansto§ zu und das Vorbild für die Regeln dieser Fahrt geliefert hat. Der Erzähler dieses Romans wettet mit einem U-Bahn-besessenen Freund, daß er das ganze Netz der London Underground (mit ganz wenigen, historisch bedingten Ausnahmen) an einem Tag abfahren kann. Und der Einsatz für diese Wette ist nichts weniger als seine einen Tag später stattfindende Hochzeit... Nach der Lektüre dieses Romans kam mir die Idee, doch mal zu sehen, ob so etwas mit den S-Bahnen des VRR auch möglich wäre. Und auf dem Papier war es möglich! Aber auch in der Praxis?

Die Regeln

Die Regeln für diese Fahrt lehnen sich an die Regeln aus "Auf ganzer Linie" an und wurden nur ganz minimal auf die Verhältnisse im VRR zugeschnitten. Die Regeln in "Auf ganzer Linie" wiederum entsprechen denen, mit denen (nach Angaben des Autors) der derzeit gültige Rekord für das Befahren der London Underground aufgestellt wurde.

Im Einzelnen gilt folgendes:

1. Die Fahrt muß innerhalb des gleichen Betriebstages beendet werden, an dem sie begonnen wurde. Ein Betriebstag ist die Zeit zwischen Betriebsbeginn und Betriebsschlu§; an Wochenenden mit durchgehendem Betrieb ist es die Zeit zwischen 4:00 Uhr morgens und 3:59 Uhr des folgenden (Kalender-)Tages.

2. Es mu§ jeder Bahnhof und Haltepunkt im VRR, an dem mindestens eine S-Bahn-Linie planmä§ig hält, berührt werden. "Berührt" ist ein Bahnhof dann, wenn er mit einem zulässigen Verkehrsmittel (s.u.) erreicht wird und bei planmäßigem Betrieb ein Aus- und Einstieg in das Verkehrsmittel möglich wäre. Das Verkehrsmittel muß aber nicht zwingend die betreffende S-Bahn-Linie sein. Beispiel: Ein Bahnhof ist dann "berührt", wenn die dort normalerweise haltende S-Bahn aufgrund einer Betriebsstörung ausnahmsweise durchfährt. Er ist auch berührt, wenn er mit einer dort planmä§ig haltendenden RB erreicht wird, weil die S-Bahn zeitlich ungünstig liegt. Er ist aber nicht "berührt", wenn der benutzte Zug dort planmäßig gar nicht hält oder wenn der benutzte Zug au§erplanmäßig über eine völlig andere Strecke umgeleitet wird und man den Bahnhof gar nicht zu Gesicht bekommt.

3. Es dürfen nur Verkehrsmittel benutzt werden, die zum normalen VRR- Tarif (ohne Zuschläge!) benutzt werden können, sowie die eigenen Füße. Die Dortmunder H-Bahn und der SkyTrain am Flughafen Düsseldorf zählen zu diesen Verkehrsmitteln. Ebenfalls benutzt werden dürfen Ersatzverkehre für VRR-Verkehrsmittel, solange die normalen VRR-Fahrkarten gelten. Fahrten in Fernverkehrszügen (IC, ICE), Taxis, Privat-PKW, mit Fahrrädern usw. sind also tabu. Ebenfalls verboten ist das Überschreiten der Verbundgrenze, sofern man dafür zusätzliche Fahrkarten lösen mü§te. Beispiel: Die Fahrt von Dortmund nach Unna ist mit der S 4 oder der RB 59 möglich, nicht aber der Umweg über Hamm.

4. Die Fahrt kann an einem beliebigen Bahnhof oder Haltepunkt begonnen und beendet werden, es mu§ sich kein geschlossener Ring ergeben. Die Zeit läuft von der tatsächlichen Abfahrt am ersten Bahnhof bis zur tatsächlichen Ankunft am letzten zu erreichenden Bahnhof.

5. Die Fahrt sollte dokumentiert werden, z.B. durch Fotos, Entwerterstempel bei den Umstiegen oder ähnliches.

Und wie lief es tatsächlich:

Am Samstag, den 22. Februar 2003

(frei nach dem Roman "Auf ganzer Linie")

alle 166 Bahnhöfe des VRR an einem Betriebstag angefahren

Wir haben es nach diesen Regeln in 19 Stunden und 35 Minuten geschafft

(Abfahrt in Düsseldorf Hbf um 4:34 Uhr, Ankunft in Solingen-Ohligs um 0:09 Uhr).

Details hier!